Generische Domains: Vor-und Nachteile der Domaingattung

17. Oktober 2013 | Von | Kategorie: Domain Knowhow, Domain News

Eine ewige Frage bei der Domainauswahl ist die Domainendung. Viele sind der Meinung, dass man mit einer gTLD „globaler“ wirke. Wieder andere präferieren eine heimatliche ccTLD.

Bevor man sich überhaupt auf eine Domainendung festlegt, sollte man zunächst die Bedeutung hinter den verschiedenen Endungen verstehen.

Prinzipiell sind folgende Ebenen zu beachten, die je nach Projekt verschieden gewichtet sein könnten:

  • Die Rechtlichen Aspekte (Darf ich diese Domainendung überhaupt besitzen?)
  • IANA/ICANN (Ist die Domainendung die ich verwenden möchte für den angestrebten Zweck gedacht und zugelassen?)
  • Google (Domainendungen können unvorhergesehene SEO Implikationen haben)
  • Die menschliche Ebene (Wie könnte sich die Domainendung auf das Userverhalten auswirken? Sowohl bei der CTR in den Suchergebnissen und Adwords, als auch beim Branding.)

 

Brauche ich eine .com Domain?

Als wir noch alle mit Flip Phones herumgelaufen sind und das Internet für viele neu und aufregend erschien war es wichtig „global“ zu wirken. „24h Online – Weltweit!“ hieß die Devise.

generische Domains

Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute ist es wichtiger lokal zu erscheinen als global, vor allem bei der Onlinestrategie. Bei E – Commerce sind vertrauensbildende Elemente der wichtigste Conversion Faktor. Den Webshop in verschiedenen Sprachen zu übersetzen ist ein guter Anfang. Doch wenn man echtes Vertrauen bei Neukunden bilden möchte, ist es hilfreich die Seite noch zusätzlich landspezifisch auszurichten. Bei großen Unternehmen ist das längst der Standard. Beispiel: Microsoft und Google.

Beide Auftritte sind nicht nur übersetzt, sondern auch länderspezifisch angepasst.

Microsoft ist „Microsoft Deutschland“ oder „Microsoft Österreich“ nicht aber „Microsoft auf Deutsch“

Genauso ist es auch bei Google und vielen anderen modernen internationalen Unternehmen.

 

Länder-Domains signalisieren nicht zwingend eine Sprache

Sprachen mit Ländern zu verwechseln ist ein oft angetroffener Fehler. Viele Webmaster registrieren eine länderspezifische Domain wie z.B. Die .de TLD für die deutsche Version der Seite und .co.uk für die Englische. Üblicherweise wird die Umschaltung zwischen Sprachen mit Flaggen kommuniziert. Bei diesem Ansatz gibt es allerdings ein grundlegendes Problem. Abgesehen davon, dass Englisch und Deutsch von Land zu Land teilweise verschiedene Rechtschreibungen haben, könnte in einem Land auch mehr als eine Sprache gesprochen werden.

Die W3C sagt dazu:

Flags represent countries, not languages. There are many countries that use the same language, and numerous countries that have more than one official language.

Kurz gesagt: Sprachen und Länder sind nicht äquivalent. In der Schweiz werden mehrere Sprachen gesprochen. Deutsch wird nicht nur in Deutschland gesprochen.

Domains sind meistens entweder Geographie agnostisch oder aber länderspezifisch. Eine Ausnahme bilden die Kontinent Domains (Beispiel: .asia und .eu).

Es gibt keine Domainendung die eindeutig an einer Sprache gebunden wäre.

Die Alternative ist eine Domain für jedes Land zu registrieren. Um Duplicate Content zu vermeiden sollte man in solchen Fällen immer den rel=“altenate“ Tag verwenden.

Damit kann man Google mitteilen welche URL für welches Land und welche Sprache zuständig ist.

Ein Beispiel könnte so aussehen:

EN-IE ist das Kürzel für Englisch in Irland.
EN-CA steht für Englisch in Kanada.

Mit einer generischen Domainendung könnte man sich diesen zusätzlichen Aufwand ersparen.

 

Welche Domains betrachtet Google als Generisch?

Mit einer .at Domain kann man in Österreich stärkere deutsche Player in den Rankings überholen. Das liegt daran, dass Google bei den Rankings auch geographische Faktoren mit einbezieht. Eine lokale Domain mit einer lokalen IP bekommt in dem jeweiligen Land einen Relevanzbonus. Um in Österreich ein hohes Ranking erreichen zu können, sollte man sowohl auf die Domainendung als auch auf den Serverstandort achten. Dabei ist ein lokaler Hosting Partner vorzuziehen.

Umgekehrt ist es für eine Webseite mit einer country code TLD schwieriger Fuß in ausländischen Suchergebnissen zu fassen. Wer in mehreren Ländern mit der gleichen Sprache ranken möchte sollte sich für eine generische Domainendung entscheiden oder länderspezifische Versionen in Erwägung ziehen.

Zweckentfremdete Domainendungen

In der Startup Szene erfreuen sich unkonventionelle Domainendungen wie die .us oder .it ccTLDs großer Beliebtheit. Eine modische Domain wie zB justdo.it oder famo.us vermittelt Frische und hilft beim Branding.

Laut Google sind diese Domainendungen allerdings weiterhin an bestimmte Länder gebunden. Selbst wenn der Text auf der Seite auf Englisch oder Deutsch ist, wäre es für Google schwer die Domain richtig zuzuordnen.

Matt Cutts warnt in seinem Video vom 26. Juli 2013 davor Länderdomains als generisch zu verwenden.

Interessant ist allerdings, dass selbst Goolge sich bei der Einstufung nicht blind auf die offizielle Definition für generische Domains verlässt, sondern manche Domains als generisch einstuft obwohl diese eigentlich zu einem Land gehören. So wird die .cc Domainendung von Google als generisch betrachtet, obwohl diese eigentlich zu einem Land gehört (Kokosinseln).

Laut Google werden folgende Top Level Domains als generisch behandelt:

  • .aero
  • .biz
  • .cat
  • .com
  • .coop
  • .edu
  • .gov
  • .info
  • .int
  • .jobs
  • .net
  • .mil
  • .mobi
  • .museum
  • .name
  • .net
  • .org
  • .pro
  • .tel
  • .travel
  • .as
  • .bz
  • .cc
  • .cd
  • .co
  • .dj
  • .fm
  • .la
  • .me
  • .ms
  • .nu
  • .sc
  • .sr
  • .tv
  • .tk
  • .ws

Aktuelle Liste

Domainendungen, die vorwiegend als generisch genutzt werden können in diese Liste aufgenommen werden.

Darf ich jede generische Domain besitzen? – der rechtliche Aspekt

Auch wenn Domains wie .gov und .mil von Google als generisch betrachtet werden heißt das nicht automatisch, dass sie jeder beliebige Webmaster für jeden beliebigen Zweck verwenden darf. Diese Domains zählen zu den sog. Sponsored Generic TLDs und dürfen nur von bestimmten Organisationen verwendet werden.

Die .gov Domainendung ist amerikanischen Behörden vorbehalten. Eigentlich sollte diese Domain nicht als generisch betrachtet werden. Erstens ist die Domain eigentlich nicht nur organisationsspezifisch, sondern auch land- und sprachspezifisch. Vorsicht sei geboten bei dubiösen Anbietern die .gov Domains verkaufen.

Bei der .travel Domainendung handelt es sich ebenfalls nicht um eine gewöhnliche „Generische Domain“. Obwohl diese Domainendung nicht geografisch gebunden ist, ist sich sie zweckgebunden. Bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um für diese Domainendung qualifiziert zu sein.

Was bringt die Zukunft?

Seit 2012 akzeptiert die ICANN Anträge für neue Sponsored gTLDs. In Zukunft werden Unternehmen arbiträre gTLDs registrieren und verwalten können. Ein Kopf an Kopf Rennen liefern sich Google und Amazon um die begehrte .blog Domainendung.

Die Pläne generische TLDs zu erweitern haben eine starke Opposition.

Wenn Unternehmen eine g TLD besetzen könnte das in einen unfairen Geschäftsvorteil resultieren. Der Antrag von Amazon für die .book Domainendung wird heftig kritisiert.

Eigentlich hätten diese neuen Domainendungen 2013 live gehen sollen, doch der Prozess verzögert sich.

Es ist nicht auszuschließen, dass sich noch viel in dieser Hinsicht ändert.

Ein Kommentar auf "Generische Domains: Vor-und Nachteile der Domaingattung"

  1. Klaus sagt:

    Ich habe einige Webseiten und wusste vorher nie genau bescheid, welche Domainendung welchen Einfluss auf mein Google-Ranking hat. Vielen Dank für deinen ausführlichen Artikel, jetzt ist mir das gut klargeworden! LG Klausi

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