.dd der Domainuntergang

16. Oktober 2014 | Von | Kategorie: Domain News, Domain Smalltalk

Die unbeachtete Domainendung: .dd

War sie wirklich unbeachtet, oder wusste man schon damals, dass es nicht immer sinnvoll ist, sich mit einer Top-Level-Domain in den Fokus zu rücken?

Niemand weiß das so ganz genau, denn eins ist doch mal klar: Hellsehen kann keiner und Zahlen liegen bisher nicht vor über all die neuen Domain-Endungen egal ob .berlin, .buy oder .vip. Wer weiß denn schon, wie viele neue Domains wirklich mit diesen, teilweise Stirnrunzeln hervorrufenden, neuen Endungen registriert werden und ob das Ziel, welches mit den neuen TLDs erreicht werden sollte auch wirklich erreicht wird und nicht etwa eine ungewollte Fokussierung.

Aber immer schön der Reihe nach. Was hat es denn nun mit .dd auf sich? Fangen wir mal vorne an. Da gab es also einen Jon Postel an einer Universität in Kalifornien und der galt als Pionier des Internets. Der hatte jetzt in den 80er Jahren eine Idee, und zwar die, dass alle Länder ihr eigenes Länderkürzel erhalten sollte wie zum Beispiel .de. Soweit so gut. Damals waren die Zeiten noch anders und die Betreuung und Verwaltung dieser Kürzel wurde per Handschlag besiegelt. Wie ein Mauerblümchen stand .dd in der Liste, wurde aber nicht abgeholt, weil niemand es wollte. Das Kürzel für DDR. Dumm, denn so kam der Postel auch nie auf die Idee .dd in die Top-Level-Domain Liste eintragen zu lassen.

Damals, im Ostblock, hatten sich zwar einige Gedanken darüber gemacht, wie man im Zuge der strengen Reglementierung der Ostblock-Beziehungen eine simple Lösung anstreben könne, doch diese Gedankengänge wurden durch die Reformierung der DDR unterbrochen. .dd war nicht vergeben worden und aus der Liste der Endungen gelöscht. Nur 2011, da tauchte das Mauerblümchen noch einmal auf, denn es wurden Überlegungen angestellt, ob .dd nicht für Dresden verwendet werden könnte. Genauso schnell, wie der Gedanke aufkam, wurde er wieder verworfen, denn die neuen TLDs benötigten drei Zeichen und nicht nur zwei.

Woran es liegt, wie teilweise diskutiert wird, dass lediglich einige Städte und Regionen eigene Domainendungen einführen, ist ebenfalls schnell erklärt, wenn man bedenkt, dass allein für die Bewerbung eine Gebühr fällig wird. Ganze $185.000 werden fällig, um bei der ICANN zu beantragen, eine TLD einzuführen. Und weitere Erklärungen braucht man schon gar nicht mehr abzugeben, denn diese muss eine Stadt oder Region erst einmal aufbringen können und die gewünschte Endung für so wichtig erachten, dass das Geld dafür auch ausgegeben wird.
Ob es jetzt die leeren Töpfe der Stadtkassen sind, oder ob einige Städte sich vielleicht als gar nicht so wichtig befinden, sei dahingestellt. Unsinnig ist es bestimmt zu spekulieren, wieso denn der Westen mit gleich mehreren eigenen, mindestens dreibuchstabigen, Kürzeln aufwarten kann und der Osten mit keinem einzigen. Genauso gut könnte man dann fragen, wieso kann Köln sich .cologne leisten und Kleinkleckersdorf nicht .kleinkleckersdorf.

Viel eher sollte darüber nachgedacht werden, ob all diese neuen Domainendungen auch die gewünschten Erfolge verbuchen werden, denn sicher ist das noch nicht. Im Internet gab es schon unsagbar viele Geschäftsideen und selbst die guten unter ihnen sind manchmal gescheitert. Begrüßenswert ist es eher, dass nicht gleich jede Stadt in Deutschland die ICANN Bewerbungshotline belagert, um sich ihre Stadtkennung zu sichern. Vielleicht wartet man erst einmal ab. Wartet, ob diese Neuerung so angenommen wird, wie erhofft.

Autor Wolfgang Wild,  Redaktion „Domainsmalltalk“

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