ICANN sieht sich nicht als Domaingott

20. Februar 2017 | Von | Kategorie: Domain News, Domain Smalltalk

ICANN-Interview auf der Domainpulse

Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) ist eine Non Profit Organisation, die über die Adress- und Domainvergabe wacht. Zusätzlich wurde der Organisation im Jahr 2016 auch die IANA-Funktion (Internet Assigned Names and Numbers) übergeben, die die Vergabe von IP-Adressen regelt.

Bei der Fachkonferenz Domainpulse in Wien war der ICANN-Vizedirektor Cherine Chelaby als Redner zu Gast und gab dem Portal futurezone.at im Anschluss an die Konferenz ein Interview, um auf die wichtigsten Fragen zur Internetverwaltung zu antworten.

„ICANN regiert das Internet nicht“
Dabei betonte er, das die ICANN keine Internetregierung ist, denn „Die Aufgaben der ICANN sind klar definiert und eingeschränkt. Die ICANN hat ein Multi-Stakeholder-Modell implementiert, das allen Interessensgruppen gleiches Mitspracherecht garantiert“ und führt weiter aus:“Regierungen, technische Experten, die nationalen Domainvergabestellen (in Österreich das NIC) und deren Partner, Zusammenschlüsse von Nutzern und die Zivilgesellschaft sind beteiligt. In der ICANN ist kein Stakeholder wichtiger als ein anderer. Es gibt keine zentrale Kontrolle und auch keinen Knopf zur Abschaltung des Internets“. Regierungen könnten „beratend“ am Prozess von Entscheidungsfindungen teilnehmen, wobei das Multi-Stakeholder politische Einflussnahme verhindert. Das funktioniert bisher sehr gut, ist also ein erprobtes System.

Vergabe von TLDs auf Beschluss
Bei der Frage nach der Vergabe von Top-Level-Domains an Interessenten erklärt der Vice President, dass die gesamte Community darüber entscheidet. Das erfolgt erst nach intensiven Beobachtungen des weltweiten Domainmarktes. Nach Auswertung der Analysen werden Empfehlungen an das Präsidium gegeben. An den Regeln für die Vergabe von generischen TLDs hat die Community nahezu 7 Jahre gearbeitet, einen Leitfaden erstellt und „alle Entscheidungen gemeinschaftlich gefällt“. Das Präsidium war nur beobachtend tätig.

Cherine Chelaby hat auch auf den Vorwurf mangelnder Transparenz souverän geantwortet: „In einem Umfeld wie diesem ist es normal, dass Leute Fragen stellen. Das ist sogar gesund. So ist das seit 20 Jahren und so wird es auch in Zukunft sein. Unser Modell entwickelt sich weiter, ich bin von solchen Kommentaren nicht überrascht. Die Community und das Präsidium werden reagieren und an Verbesserungen arbeiten“. Er äußerte sich auch zu Fragen des Standortes der ICANN und legte sich im Interview fest, dass das Hauptquartier in Kalifornier/USA verbleiben wird.
 

 

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