Massive Kritik an geplantem Verkauf der Toplevel-Domain .org

2. Dezember 2019 | Von | Kategorie: Domain Handel

Mitte November veröffentlichte die Internet Society (ISOC) die Nachricht, dass die Top-Level-Domain .org verkauft werden soll. Die TLD wurde 1985 als Domain für Non-Profit Vereine und Organisationen gegründet wund wird seitdem auf dieser Basis betrieben. Seit 2003 ist die Public Interest Registry (PIR), eine Tochtergesellschaft der Non-Profit -Gesellschaft ISOC, die Verwalterin der .org-Domain.

Laut ISOC wird die US-Investmentgesellschaft Ethos Capital neue Besitzerin von .org. Sie wird sofort nach der Übernahme die TLD-Verwalterin aus dem Verbund der ISOC lösen und somit deren Status als Non Profit Gesellschaft löschen. Die neue Besitzerin übernahm mit der TLD eine Reihe von Verpflichtungen in Bezug auf die Führung des PIR. Wie die Verwalterin in Zukunft wirklich agieren soll, gab Ethos Capital nicht bekannt.

Das Kapital aus dem Verkauf soll nach dem Willen der ISOC in einer Stiftung angelegt werden, die den Fortbestand der Non-Profit-Organisation langfristig sichern soll.

Sorge um Gemeinnützigkeit

Da die Ethos Capital eine Investmentgesellschaft mit ausgeprägtem Profitstreben ist, sehen viele gemeinnützige Organisationen und Verbände den Verkauf mit Sorge. Tim Berners-Lee schrieb auf Twitter: „Ich bin sehr besorgt über den Verkauf von .org an ein privates Unternehmen. Wenn PIR am Ende nicht verpflichtet ist, im öffentlichen Interesse zu handeln, wäre es eine Farce.“

Andere Kritiker sorgen sich um die Preisstabilität und befürchten einen Anstieg der Preise und Kosten, die vor allem kleinere Organisationen nicht mehr schultern können. Zudem wird befürchtet, dass die neuen Betreiber auf Wunsch der Regierung die Domains regierungskritischer NGOs abschalten könnten.

Um ihrer Kritik mehr Präsenz zu verleihen, haben mehrere Non-Profit-Organisationen die „Save .ORG“ Kampagne gegründet und teilen ihre Bedenken in einem offenen Brief der ISOC mit.

ICANN kippt Preisbindung für .org

Die Bedenken wegen Preiserhöhungen scheinen durchaus realistisch, denn bereits vor der Bekanntgabe der Verkaufsabsichten hat die ICANN die Preisbindung für .org-Domains aufgehoben. Zuvor wurde stets nur eine maximale Erhöhung von 10% pro Jahr genehmigt. Auf Proteste und Anfragen zu dieser Maßnahme antwortete die ICANN bisher nicht.

Seltsam erscheint der geplante Verkauf aus Sicht von Domainexperten. Die Ethos Capital Gesellschaft wurde erst kurz vor dem Verkauf gegründet und die zugehörige Domain einen Tag nach der Ankündigung der Aufhebung der Preisgrenze, am 14. Mai 2019, registriert. Registrant ist Fahdi Chehade, ein ehemaliger ICANN CEO.

Die Save.ORG Kampagne hat eine Petition eingereicht, um den verkauf zu stoppen. Vielleicht hilft auch die Rechtsprechung, denn die Umwandlung von einem gemeinnützigen in eine profitorientiertes Unternehmen muss vom Generalstaatsanwalt in Pennsylvania genehmigt werden.

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