Seit Jahren gibt es Diskussionen über die Internetgeschwindigkeiten. Die Anbieter versprechen in den Verträgen eine Mindestgeschwindigkeit, die Nutzer haben müssen. Wird diese nicht erreicht, besteht Anspruch auf Schadenersatz. Den Verbraucherzentralen sind diese Schwellenwerte für „zu langsam“ aber deutlich zu niedrig angesetzt.
Und zusätzlich ist es für die Kunden fast unmöglich, zu beweisen, dass die Daten-Geschwindigkeiten langsamer sind, als vertraglich vereinbart. Dies will die Bundesnetzagentur jetzt ändern und eine App anbieten, mit der die mobilen Datengeschwindigkeiten gemessen werden können, um dann in der Folge leichter Schadenersatz durchzusetzen.
Präsident Klaus Müller erklärt dazu: „Deshalb wird es so sein, dass wir Richtung Jahreswechsel eine App anbieten werden. Und dann müsste man mit dieser App dreißig Messungen durchführen. Das sind jeweils sechs auf fünf Tage verteilt. Und dann überprüft diese App: Wie gut ist in der Lebenssituation, in der ich gerade bin, meine Qualität und entspricht das dem, was ich tatsächlich an Mobilfunkqualität bekommen sollte.“
Den Schadenersatz müssen die Nutzer aber dann selbst einfordern , sagt Müller:“Das können wir so nicht festlegen. Dafür haben wir leider keine gesetzliche Grundlage. Aber wir geben dem Nutzer, der Verbraucherin, dem Verbraucher die Möglichkeit festzustellen: Ist das jetzt hier ein gefühltes Ärgernis oder etwas, das man belegen kann. Dafür dient diese App.“
Verbraucherzentrale NRW: Plan geht zu Lasten der Verbraucher
In der Verbraucherzentrale NRW ist man von dem Vorschlag enttäuscht, denn die Pläne sehen vor, dass schon 10% des vereinbarten Datentempos ausreichen, um eine „ausreichende Verbindung“ zu garantieren. Felix Flosbach von der Verbraucherzentrale schreibt dazu „Ja, wir finden, dass der Vorschlag, den die Bundesnetzagentur hier gemacht hat, dass der eigentlich doch sehr zu Lasten der Verbraucher geht. Und es dann eigentlich keinen Anreiz gibt, dass die Anbieter schauen, dass ihr Netz wirklich gut funktioniert und nicht nur zu zehn Prozent, wie es jetzt das Tool beziehungsweise die Vorgabe der Bundesnetzagentur vorsieht.“
Mobilfunkanbieter sehen App kritisch
Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) wünscht sich hingegen wehr Änderungen für die App. Geschäftsführer Frederic Ufer spricht von den 30 Messungen als zu wenig um eine verlässliche Aussage zu treffen.
Auch können in manchen „Lebenssituationen“ einfach keine schnellen Verbindungen bereitgestellt werden: „Viele dieser Faktoren, die dazu führen, dass wir eher einen negativen Blick auf den Mobilfunk haben, das sind halt physikalisch-technische Aspekte. Wenn wir in den Zügen unterwegs sind, wenn wir uns auf der Autobahn bewegen. Wenn wir in Zellen aktiv telefonieren, die besonders voll sind, weil wir in Innenstädten unterwegs sind. Also da gibt es ganz viele Aspekte, die ein Stück weit außerhalb der Einflusssphäre der Mobilfunknetzbetreiber liegen.“
Derzeit werden noch Einwände von Verbraucherschützern und Netzanbietern in der Bundesnetzagentur gesammelt und ausgewertet. Die App soll zum Jahresende offiziell vorgestellt werden.