britische Domain-Filter blockieren Opferorganisationen

29. Januar 2015 | Von | Kategorie: Domain News, Domain Smalltalk

Aktivisten kritisieren automatische Erwachsenen-Content-Filter

Die britische Regierung unter der Führung von David Cameron hat Internetprovider und Domainregistrare aufgefordert, die Regeln für Erwachsenen Content Filter (Filter für pornografische Seiten und Darstellungen) einzuhalten. Der Schutz der Kinder hat oberste Priorität.

Contentfilter fehlerhaft
Doch diese Domainfilter blockieren auch Webseiten von Organisationen und Unternehmen, die sich gegen Missbrauch engagieren. Aktivisten melden deshalb Bedenken an und fordern Nachbesserung bei den Wortfiltern. Denn eine Sperre, wenn auch unbeabsichtigt, bedeutet für die Hilfsorganisationen Spenden- und Imageverlust.

Britische Internetprovider wollen automatische Rollout-Filter setzen
TalkTalk kündigte vor Kurzem an, dem Hoster Sky zu folgen und als zweiter der vier großen Internet Provider die automatischen Roll-out-Filter für alle Kunden zu installieren. Diese Domain-Filter werden auf Nachfrage und Wunsch der Kunden ausgesetzt. Bereits im nächsten Monat wollen die Provider beginnen, die Blocks auf alle Domainaccounts von Kunden zu setzen. In der Zukunft erhalten Neukunden standardmäßig diese Filter gesetzt und müssen auf der Providerdomain um „Erlaubnis“ zum Besuch von Erwachsenenseiten – einschließlich pornografischer Webseiten und Glücksspieldomains – bitten.

Bestandskunden können die Blocks über die Betreiberseiten abschalten lassen. TalkTalk bietet bereits die Funktion „Homesafe“ als Option von Domainkunden gewählt werden. Dieser blockiert den Zugang zu Glücksspiel- und Pornoseiten sowie Webseiten mit Gewaltdarstellungen. Sky hat die Breitband Block-Software ebenfalls in Bereitschaft, will aber zuerst die Kunden befragen und danach automatisch einschalten. Die Filter sollen dann innerhalb von 10 Tagen aktiv werden. Skys Brand Direktorin Lyssa McGowan betonte, dass es enorm wichtig ist, die Kunden und das Internet zu kennen und dann den richtigen Weg zu finden.

Das Engagement von TalkTalk und Sky setzt die andern Internetprovider unter Druck. BT und Virgin Media wollen die Funktion nur bei Kunden einschalten, die ihre Zustimmung bekundet haben. Virgin Media hat bereits seit dem letzten Sommer Informationen auf der Domainregistry geschaltet, die auf eine Option zum Blocken der Inhalte hinweist aber bisher haben weniger als 10% der Domain-Nutzer ein Interesse an der Software bekundet. Virgin betont, im Bereich Jugendschutz mit einem aktuellen Tool aktiv zu sein und bietet allen Kunden kostenfreie Kindersicherungen sowie das optionale Sicherheitssystem an, will es aber letztlich den Domainnutzern bzw. -kunden überlassen, diese wichtigen Domaintools auch zu aktivieren.

Ein Bericht der Regulierungsbehörde Ofcom aus dem Juli 2014 zeigt, dass sich nur 13% der Domain-Neukunden für die Nutzung der Filtersoftware entschieden haben. Aktivisten bemängeln weiterhin die breite Streuung der Blockaden, die sowohl gegen Drogen, Essstörungen, Gewalt und Terror,Spielsucht, sexistische Inhalte aber auch wohltätige und aufklärende Organisationen wirkt. Zudem entstehen noch zu viele Fehler,u.a. werden Domainnamen, wie Essex blockiert. Die Software funktioniert also eher grob, was den Eltern ein trügerisches Gefühl von Sicherheit geben kann. Wichtiger ist das aufklärende Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen.

Missbrauch in jeglicher Form ist nicht tolerierbar und Kinder müssen geschützt werden. Doch den Eltern muss bei der Entscheidung für diese Software auch die Möglichkeit zu Information über diese Themen gegeben werden – ohne dass die Hilfe-Domains blockiert werden.

 

Wolfgang Wild
Domainsmalltalk

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