Türkei ohne Facebook und Co.

19. Juli 2016 | Von | Kategorie: Domain News, Domain Smalltalk

Mediensperren in der Türkei

Während des Putsches in der vergangenen Woche waren in der Türkei die großen sozialen Netzwerke und Messengerdienste nicht oder nur sehr schwer erreichbar. Für die Menschen im In- und Ausland fatal, denn die Verständigung zwischen freunden und Familien war in dieser schwierigen Phase nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Pressemitarbeiter konnten nicht live berichten und Fotos posten. Wurde das Internet in der Türkei nur gestört oder nach dem Willen der Regierung gesperrt?

Häufige Mediensperren in der Türkei
Beobachter des Internets und IT-Experten gehen von einer gezielten Sperrung der sozialen Medien aus, denn bei einem Internetausfall wären keine Domains und Dienste mehr erreichbar. Am Abend des Putsches gab es aber nur Ausfälle bei Facebook, Twitter und YouTube wohingegen Instagram erreichbar blieb.

Sperrungen von bestimmten Domains sind in der Türkei häufig, denn die Regierung achtet die Meinungsfreiheit wenig und nimmt sich die Freiheit, Webseiten oder Netzwerke nach Belieben für nationale Nutzer zu sperren. Das funktioniert, weil die Internet-Infrastruktur unter staatlicher Beobachtung steht. Sollen Domains gesperrt werden, wird nur der entsprechende Domain Name Server (DNS) manipuliert. Dann ist eine bestimmte Domainadresse, wie z.B. facebook.com für die Nutzer im Inland nicht mehr erreichbar. Erfahrene Administratoren umgehen diese Blockade mittels Virtual Privat Networks (VPNs) , doch die Masse der Nutzer hat keinen Zugriff auf die gewünschten Domains, bis die Sperren wieder aufgehoben werden.

Soziale Posts aus der Türkei trotz Domainsperren?
Trotz der gewollten Sperren der sozialen Netzwerke und Messengerdienste gehen natürlich Nachrichten von diesen Krisen um die Welt. Die Türkei hat eigene Nachrichtendienste, die zensierte Bilder und Videos veröffentlichen und Nutzer verschicken häufig Fotos per Mail mit der Bitte an Bekannte, das Material auf Twitter und Co zu veröffentlichen.

Wie viel reales Informationsmaterial darunter ist, können Nutzer, die sich in die Netzwerke reinklicken, nur schwer beurteilen. Auch die Presse übernimmt Fotos und Nachrichten aus den sozialen Netzwerken, hat aber meist keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt vollständig zu überprüfen. Unter die Posts werden auch gezielt Falschmeldungen oder Propaganda gemischt. Deshalb sollten Leser genau hinsehen, was dort steht und von bzw. von wem die Meldung stammt.

 

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