England gegen den Rest der Domainwelt

3. Oktober 2016 | Von | Kategorie: Domain News, Domain Smalltalk

Großbritannien: National Cyber Security Centre (NCSC) baut Firewall

Seit einigen Jahren nehmen die Aktivitäten von Cyberkriminellen deutlich zu und die Angriffsziele werden größer und brisanter. Im Jahr 2015 wurden in Großbritannien rund 200 Hackerattacken pro Monat registriert, die staatliche Domains oder Server von wichtigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen betrafen. Das ist eine Steigerung von 100 % zum Jahr 2014, stellen die Sicherheitsexperten des britischen Geheimdienstes GSHQ in einem offiziellen Bericht fest und kündigen Maßnahmen im Kampf gegen Hackerbanden an.

Geheimdienst gründet nationales Zentrum für Cybersicherheit
Der britische Geheimdienst gründete vor kurzem das National Cyber Security Centre (NCSC), das den Internetverkehr sicherer machen soll. Verantwortlicher Leiter der Behörde mit Sitz in Celtenham wird der ehemalige GSHQ-Security Chef Ciaran Martin, der große Visionen hat. Mit seinem Team soll der eine allumfassende Firewall für den gesamten Internetverkehr in Großbritannien bauen. Beginn: Oktober 2016. Martin sieht das gewaltige Projekt pragmatisch und weist auf die Möglichkeiten hin, die Cybersecurity mit Spamfiltern schon jetzt bietet. Er sagt dazu: „All das ist möglich, warum machen wir dann nicht mehr?“ und spricht über ein erstes Programm zum Filtern von Domainnamen : „Was gibt es Besseres an automatisierter Verteidigung als den Zugang der Endnutzer zu jenen Adressen zu blockieren, von denen Böses kommt?”

Ganz so einfach wird der Bau der gigantischen Firewall sicher nicht, denn das Projekt stößt auf Kritik aus der Bevölkerung, die eine totale Überwachung und schließlich Zensur des Internets befürchtet.

Abwehr von Attacken aus dem Ausland
Vor allem die Hackergruppen aus Russland, China oder dem Iran greifen immer wieder staatliche Server an und versuchen, brisante Informationen und wichtige Regierungsdaten zu erbeuten. Um diese Daten zu schützen, soll es für Hacker unmöglich werden, Schadsoftware in das britische Internet einzuschleusen. Dazu wird das NCSC alle Internetanbieter in das neue Security System integrieren. Private Nutzer oder Firmen, die sich dieser Zensur nicht fügen wollen, „klinken sich per Erklärung aus“, sind aber dann eventuellen Attacken von Hackern schutzlos ausgeliefert.

Vollkommener Internetschutz? Mehr Wunsch als Realität
Bisher war es kaum möglich, brisante Infrastrukturen wirksam vor Hackerangriffen zu schützen, obwohl IT Experten weltweit daran arbeiten. In diesem Jahr wurde erstmals ein Satellit zur Übertragung von – angeblich abhörsicheren – Quanteninformationen ins All gebracht. Kurz danach wurde das System gehackt von anderen IT-Forschern schon wieder gehackt. Es wird also noch sehr lange dauern, 100%ige Cybersicherheit zu erreichen. Deshalb könnte das Projekt Firewall für Großbritannien Millionen oder Milliarden Pfund verschlingen und trotzdem schneller scheitern, als gedacht.

 

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